Sonntag, 13. Februar 2011

Zurück aus Thaiwan.

Nein, ich lebe nicht in Thailand. Aber ich tue so. Das Ganze ist nämlich so:  Ich bin für Weihnachten zurück nach Deutschland gekommen, alle freuen sich darüber. Meine Familie, Freunde, die Nachbarn, alte Mitschüler. Egal, wo man ist, im Supermarkt, im Kino – die Leute entdecken einen und nehmen Anteil. Mit der Frage: „Na, frisch aus Thailand zurück?“ Das passiert mir ständig. Am Anfang habe ich gesagt: „Taiwan. Aus Taiwan bin ich gerade gekommen.“ – „Oh, ja. Ist es dort nicht schrecklich? Ohne Menschenrechte? Mit der ganzen Kontrolle?“ (Seit dem Friedensnobelpreis sind die Menschen in Norderstedt, meiner Heimatstadt, sensibilisiert.) „Nun“, sagte ich, „Das ist wohl eher auf dem Festland so.“ Stille. Themenwechsel. Enttäuschung in der Luft. Meine Oma bat mich, die Menschen nicht zu irritieren. Das störe die Weihnachtsfreude.

Also rede ich über Thailand. Wo ich noch nie gewesen bin. Aber das macht nichts. Ich bestätige, dass es dort wunderschöne Strände gibt (davon hat man ja gelesen), die politischen Unruhen dort mein alltägliches Leben nicht sehr beeinträchtigen (was der Wahrheit entspricht) und dass die Menschen ausgesprochen freundlich sind (das bin ich ihnen wohl schuldig). Ich höre zu, lächele und versuche, angemessen zu reagieren. Zum Beispiel bei der Stadtschlachterei Rohlff neulich, da sagte die Verkäuferin sehnsuchtsvoll: „Thailand… Achja. Da essen Sie dann wohl sehr oft Saté-Spießchen? Die sollen köstlich sein.“ „Oh ja“, sagte ich, aus Shanghai mit thailändischem Essen vertraut, „Die könnte ich täglich essen.“ Die Verkäuferin strahlte. Meine Oma auch. Alle waren glücklich.

Es ist schon irgendwie unglaublich. Für einige Leute ist Asien ein einziger großer Riesenfleck auf der Landkarte, wo Menschen mit Mandelaugen leben, die alle gleich aussehen. Dass es dort zwei Länder mit einer gleich klingenden Anfangssilbe geben soll, ist un-vor-stell-bar. Und Thailand kennt man ja, als himmlisches Urlaubsland! Ein beliebtes Thema ist auch der Reis. „Die essen da nur Reis, oder?“, werde ich gerne gefragt. „Ziemlich oft“, antworte ich meistens, „Aber wir essen ja auch häufig Kartoffeln und Pasta.“ „DAS ist aber etwas ganz anderes!“ Da sind sich alle einig. Und sie empören sich, wenn ich erzähle, dass sich viele Taiwaner für unsere kohlenhydrathaltigen Beilagen ebenso wenig begeistern können wie wir für ihren Reis. Aber das spielt auch keine Rolle, denn ich studiere ja in Thailand. 

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